Lebenshilfe Kempten setzt auf digitale Teilhabe
Gemeinsam mit der Firma PIKSL organisierte die Lebenshilfe Kempten Workshops zum Thema digitale Medien und ihre Nutzung für die Bewohnerinnen und Bewohner ihrer Wohngruppen.
„Was muss man beachten, wenn man in einen digitalen Raum steigt?“, fragt Nicola Löhr in die Runde. „Klamotten“, ruft ein Teilnehmer. „Dass man ordentlich aussieht“, meint ein anderer. Die Medienpädagogin nickt – auch im digitalen Raum gelten bestimmte Verhaltensregeln. Doch wie betritt man einen digitalen Raum eigentlich? Wie stellt man Lautsprecher oder Sprechansichten ein? All das und viel mehr lernten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Verlauf eines zweitägigen Workshops mit der Firma PIKSL.
Geleitet wurde der Workshop von Nicola Löhr und ihrem Kollegen Daniel Gladis. Nicola Löhr ist eine von drei hauptamtlichen PIKSL-Schulungsmitarbeiterinnen. Daniel Gladis ist ein ehrenamtlicher Mitarbeiter. Die beiden sind ein eingespieltes Team. „Unser Ziel ist es, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Apps, Geräte und Programme zu erklären und sie auf mögliche Gefahren hinzuweisen“, erklärt Daniel Gladis.
PIKSL ist eine Marke der „In der Gemeinde leben gGmbH“ (IGL) aus Düsseldorf. Ziel von PIKSL ist es, digitale Medien für alle zugänglich und nutzbar zu machen. Um das zu erreichen, gibt es unterschiedliche Angebote. Es gibt sogenannte PIKSL-Labore. Das sind festeingerichtete Orte, an denen man beispielsweise kostenlos im Internet surfen kann oder Hilfe bei allen technischen oder digitalen Fragen bekommt. Oder man kann ein PIKSL-Team buchen. Das besteht aus einer Medienpädagogin und einer Expertin/einem Experten mit Handicap. Sie kommen in die Einrichtungen und bieten Workshops mit unterschiedlichen Schwerpunkten – ganz nach Wunsch und Können der Teilnehmerinnen und Teilnehmer – für Menschen mit Behinderung und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an.
Lebenshilfe Kempten fördert digitale Teilhabe
Der Lebenshilfe Kempten ist digitale Teilhabe der von ihr betreuten Menschen mit Behinderung sehr wichtig. „Viele der Bewohnerinnen und Bewohner sind fit, nutzen eigene Smartphones oder Computer im Alltag und brauchen keine Unterstützung. Andere haben technische Geräte, sind aber noch etwas unsicher, beispielsweise bei der Internetnutzung. Und einige haben bisher keinen Zugang zur digitalen Welt gefunden. Unser Ziel ist es, alle, die möchten, je nach Bedarf zu unterstützen und jeder und jedem digitale Teilhabe zu ermöglichen“, erklärt Petra Buchenau, Heimleitung im Bereich Wohnen der Lebenshilfe Kempten.
Aus diesem Grund machte sich die Lebenshilfe Ende 2021 auf die Suche nach einem Partner, der Schulungen zum Thema digitale Medien für Menschen mit Behinderung anbietet. „Das Angebot von PIKSL hat uns insbesondere aus zwei Gründen überzeugt. Zum einen finden wir es super, dass die Teams aus einer Medienpädagogin und einer Expertin oder einem Experten mit Handicap bestehen. Und zum anderen gefällt uns die Idee, dass die Workshops je nach Bedarf und Können der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ausgerichtet und auch eigene Wünsche und Ideen eingebracht werden können“, erklärt Petra Buchenau.
Insgesamt fanden fünf zweitägige PIKSL-Workshops für die Bewohnerinnen und Bewohner der Lebenshilfe statt. Im Vorfeld wurde in jeder Wohngruppe abgefragt, wer mitmachen möchte und welche Themen von Interesse sein könnten. Rund fünf Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind es am Ende pro Workshop geworden. Damit für alle die gleichen Voraussetzungen galten, bekamen alle für die Dauer des Workshops ein iPad von PIKSL gestellt. Für jede und jeden gab es außerdem ein Handbuch mit allen Infos rund um die Themen des Workshops und mit Arbeitsblättern in Leichter Sprache. Pro WG waren auch ein bis zwei Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dabei. Sie sollen im Nachgang die Bewohnerinnen und Bewohner der Gruppe bei Fragen unterstützen können, auch diejenigen, die nicht beim Workshop dabei waren. Gefördert wird das Projekt bei der Lebenshilfe Kempten von Aktion Mensch im Rahmen des Förderangebots „Internet für alle“.
Digitales Lernen und Spaß gehen Hand in Hand
Während der Workshops herrschte eine konzentrierte Stimmung. An ihrem ersten Tag testeten die Bewohner (es waren tatsächlich nur Herren) zweier Wohngruppen aus Kempten beispielsweise am Mittag mit Hilfe einer App die Sicherheit ihrer Online-Passwörter – da gab es die ein oder andere Überraschung. Manch für sicher erachtetes Passwort, rechnete die App vor, kann innerhalb weniger Sekunden geknackt werden. Im Anschluss diskutierten die Teilnehmer mit der Workshop-Leitung, was ein gutes Passwort ausmacht und wie man eines kreieren kann.
Alle Teilnehmer dieses Workshops hatten bereits Erfahrung im Umgang mit digitalen Medien. Der Inhalt der zwei Tage war darum mehr darauf ausgerichtet, die eigene Mediennutzung zu reflektieren, nützliche Apps und Websites kennenzulernen sowie Fragen rund um das Thema Datenschutz zu beantworten. Der Spaß kam dennoch nicht zu kurz. Es wurden auch witzige Spiele-Apps vorgestellt und das Gelernte in einem kniffligen Quiz über die Lernplattform Kahoot abgefragt.
Das Fazit der Teilnehmer fiel positiv aus: „Mir gefällt der Workshop gut. Man kann einiges zum Thema Internet und Computer lernen. Am besten gefällt mir online Spiele spielen, Musik hören und Bilder anschauen“, erzählt Michael E.