„Ich glaube schon, dass ich selbstständiger geworden bin“
Der Auszug von Zuhause steht für fast alle Menschen irgendwann auf dem (Lebens-)Plan. Für Menschen mit Behinderung ist das Thema oftmals mit zusätzlichen Herausforderungen verbunden.
Manchmal haben sie keine freie Wahl, wohin sie ziehen möchten, da es vor Ort wenig verschiedene Angebote gibt. Viele Wohngemeinschaften können aufgrund der hohen Nachfrage nur die Aufnahme auf eine Warteliste anbieten. Oftmals können Plätze aufgrund des Personalmangels nicht mehr nachbesetzt oder nicht mehr angeboten werden.
„Ich musste schon warten, bis ich einen Platz bei der Lebenshilfe bekommen haben“, weiß zum Beispiel Franziska H. zu berichten. Die junge Frau lebt seit Anfang 2023 in einer Wohngemeinschaft der Lebenshilfe Kempten. Auch wenn es etwas länger gedauert hat, ist Franziska H. froh, den Schritt gegangen zu sein: „Anfangs hatte ich Heimweh“, erzählt sie. „Aber jetzt fühle ich mich total wohl. Die Betreuer sind nett und meine Mitbewohner haben mich lieb aufgenommen.“
Lebenshilfe Kempten bietet verschiedene Wohnangebote
Die Lebenshilfe Kempten bietet differenzierte Wohnangebote, die sich an den individuellen Wünschen und Bedürfnissen der Bewohner*innen orientiert. Es gibt das gemeinschaftliche Wohnen für erwachsene Menschen mit geistigen und für erwachsene Menschen mit seelischen Behinderungen oder psychischen Erkrankungen, das Ambulant Betreute Wohnen (ABW) sowie das inklusive Wohnen. „Für uns steht im Mittelpunkt, dass jeder Mensch sein Leben so selbstbestimmt wie möglich führen und gleichberechtigt am Alltag teilhaben kann“, betont Jürgen Schulz, Bereichsleiter Wohnen der Lebenshilfe Kempten.
Damit sich mögliche zukünftige Mitbewohner*innen zusammen wohlfühlen, geht einem Umzug in eine Wohngemeinschaft der Lebenshilfe Kempten ein längerer Prozess voraus. Während diesem lernt man sich gegenseitig kennen, klärt ab, was man für Vorstellung und Erwartungen hat und es findet ein Probewohnen statt. „Es muss für beide Seiten ein gutes Gefühl geben, schließlich sollen sich alle in ihrem Zuhause wohlfühlen“, betont Jürgen Schulz.
Franziska H. wohnte zwei Wochen zur Probe in ihrer neuen Wohngruppe. „Schon damals hat es mir gut gefallen, dass wir alle zusammensitzen und uns austauschen. Alle waren sofort freundlich zu mir und haben mich lieb aufgenommen“, erzählt sie. Im Anschluss mussten sowohl Franziska H. als auch die Wohngemeinschaft entscheiden, ob das Zusammenziehen klappen könnte.
Inzwischen ist Franziska H. in ihrem neuen Zuhause angekommen. Ihr Zimmer mit eigenem Badezimmer richtete sie nach Geschmack mit ihren Eltern, ihrer Schwester und ihrer Schwägerin ein. Alle Bewohner*innen haben regelmäßig wechselnde Aufgaben im WG-Alltag. „Ich habe momentan Küchendienst“, erzählt Franziska H. „Ich bin zuständig dafür, morgens und abends den Tisch zu decken und die Spülmaschine ein- und auszuräumen. Da jeder mit jeder Aufgabe dran ist und das machen muss, glaube ich schon, dass ich selbstständiger geworden bin, seit ich in der WG wohne“, berichtet sie.
Lebenshilfe Kempten eröffnet neue Wohngruppe
Um der hohen Nachfrage entgegenzuwirken, eröffnet die Lebenshilfe Kempten im Herbst eine neue Wohngruppe in der Kemptener Brennergasse. Dabei handelt es sich um eine betreuungsreduzierte Wohnform. Das bedeutet, die Bewohner*innen gestalten ihren Alltag in vielen Dingen selbst, beispielsweise in Bezug auf den Einkauf oder die Freizeitgestaltung.